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Arbeitsgemeinschaft Wild und Wald

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Publikation: NIEDERSÄCHSISCHE JÄGER
Ausgabe: 19 / 2003
Keine Jagd nach "Schema F"
Im Sommer dieses Jahres trafen sich Revierinhaber, Hundeführer und auch jagende Gäste in Räber bei Uelzen, um die Arbeitsgemeinschaft Wild und Wald (AWW) zu gründen. Ihr Ziel ist es, Schalenwildbestände mit zeitgemäßen, in der Praxis erprobten Jagdkonzepten nachhaltig und effektiv zu bejagen.

Nach einer Jagd stehen oder sitzen die Teilnehmer beieinander , tauschen ihre Beobachtungen aus, diskutieren das Erlebte ... und laufen auseinander. Viele dabei entstandene gute Ideen und Ansätze gehen leider im Alltagstrott wieder verloren. Damit wollte sich eine Gruppe von Jägern unterschiedlicher Herkunft, aber mit gleichen Interessen und Ansichten zur Jagdausübung nicht länger zufrieden geben. In ihrer langen Jagdpraxis sind sie mit den unterschied-lichsten Jagdkonzepten konfrontiert worden. Dabei wurden viele positive Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt, aber auch Schwachstellen offenbar. Sie haben sich deshalb zusammen getan und im Juli in Räber bei Uelzen die Arbeitsgemeinschaft Wild und Wald (AWW) gegründet.

Die AWW ist eine Interessenvereinigung von Jägerinnen und Jägern, die sich das Ziel gesetzt haben, das Schalenwild mit zeitgemäßen Jagdkonzepten nachhaltig zu bejagen. Dabei wird Jagd als Regulativ zwischen Pflanzenbeständen und Tiergemeinschaften verstanden. Eine der Aufgaben dieser Arbeitsgemeinschaft mit Satzung wird darin bestehen, das über Jahre hinweg gesammelte Wissen und Know-how der Schalenwildbejagung, insbesondere der Bewegungsjagd, zusammenzuführen, weiterzuentwickeln und mit interessierten Jägern und Jägerinnen zu teilen, umreißt Roman Fritsch, der Vorsitzende der AWW, die Entstehungsgeschichte.

Als Leitspruch hat sich die AWW das Lichtenberg-Zitat "Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird, aber soviel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll" gewählt. Die AWW will erreichen, dass bei der Jagdausübung die Belange des Wildes stärker berücksichtigt werden, nicht ausschließlich die Interessen der Jäger im Vordergrund stehen. Eines der Haupthemmnisse für eine stärkere Verbreitung von wildschonenden Jagdmethoden sieht AWW-Geschäftsführer Rolf Biskupek im Besitzdenken vieler Revierinhaber. Häufig bestehe die Befürchtung, dass bei einer Beteiligung an einer Gemeinschaftsjagd das eigene Wild von den Nachbarn erlegt werde. Dazu komme eine eher konsera-tive Einstellung, die alle Änderungen des bisher Üblichen erst einmal abwartend beobachte.

Wir favorisieren gut organisierte gemeinschaftliche Jagden, die sehr effektiv sein können. Bei mir werden z. B. bis zu 75 % der Gesamtstrecke an Schalenwild auf solchen gemeinschaftlichen Jagden erlegt, erläutert Volker Einhorn, AWW-Vorstandsmitglied und Leiter der Försterei Lintzel im Nds. Forstamt Oerrel. Andererseits betrachten wir in Bewegungsjagden auch nicht das alleinige Allheilmittel und erkennen durchaus die Berechtigung der Einzeljagd. Wenn wir Revierinhabern, die eine Bewegungsjagd durchführen wollen, aber noch nicht allzu viele Erfahrungen mit dieser Jagdart haben, anbieten, von unseren Kenntnissen zu profitieren, so tun wir dies nicht, weil wir meinen, die AWW müsse missionarisch tätig werden, stellt Schriftführer Winfried Häsemeyer klar. Es gehe vielmehr darum, nicht jeden Jagdleiter das Rad jedes Mal neu erfinden zu lassen, sondern von dem in langen Jahren erworbenen und zusammen getragenen Wissen zu profitieren. Wenn wir Revierinhabern, die eine Bewegungsjagd durchführen wollen, aber noch nicht allzu viele Erfahrungen mit dieser Jagdart haben, anbieten, von unseren Kenntnissen zu profitieren, so tun
  wir dies nicht, weil wir meinen, die AWW müsse missio-narisch tätig werden, stellt Schriftführer Winfried Häsemeyer klar. Es gehe vielmehr darum, nicht jeden Jagdleiter das Rad jedes Mal neu erfinden zu lassen, sondern von dem in langen Jahren erworbenen und zusammen getragenen Wissen zu profitieren. Das Angebot reiche dabei von einer kurzen, telefonischen Beratung bis hin zur kompletten Organisation. Da Letzteres wegen des enormen Aufwandes, z. B. um ausreichende Kenntnisse über die Einstände und Wechsel im jeweiligen Revier zu erwerben, naturgemäß die Ausnahme bleiben wird, engagiert sich die AWW vorrangig in der Weiterbildung der Revierinhaber bzw.Jagdleiter und interessierten Teilnehmer an solchen Jagden.

Einen ersten Einstieg dazu und gleichzeitig die Möglichkeit, die AWW kennen zu lernen, bietet sich auf dem ersten Seminar einer geplanten Seminarreihe Zeitgemäße Jagdkonzepte mit dem Thema Planung und Durchführung von erfolgreichen Bewegungsjagden vom 4.-6. 12. 2003 in der Lüneburger Heide. Schwerpunkt im Seminar sollen die theoretischen und praktischen Vorbe-reitungen einer Bewegungsjagd und deren Umsetzung sein. Bei der Abschlussbesprechung nach der Jagd soll an Hand des erworbenen theoretischen und praktischen Wissens das Geschehen im Revier analysiert werden.

Viele Bewegungsjagden seien u. a. deshalb in einen schlechten Ruf geraten, weil ihre Teilnehmer auf diese Jagdart nur ungenügend oder gar nicht vorbereitet gewesen seien und sich die Fehler und Mängel dann potenziert hätten. Bei jeder Ausübung der Jagd werde jedoch Fachwissen gebraucht, bei dessen Vermittlung die AWW z. B. mit solchen Seminaren helfen wolle. Dennoch werden wir keine Jagd nach "Schema F" propa-gieren, betonte Biskupek.
Die AWW möchte mit ihren Aktivitäten nicht als Konkurrenz zu anderen jagdlichen Organisationen auftreten. Alle vier AWW-Vertreter unterstreichen ausdrücklich, dass ihre Arbeitsgemein-schaft nicht organisationsgebunden ist. In ihren Reihen fänden sich die Führer von Hunden verschiedenster Rassen. Zum Stöbern und für die Nachsuche würden funktionierende Einsatztruppen gebraucht. Dabei zähle allein die Leistung, nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse. Außerdem versteht sich die AWW auch als Partner der Wissenschaft, z. B. der Universitäten, Fachhochschulen, Wildtierforschung etc. Ausdrücklich begrüßt werden Forschungsarbeiten wie die Telemetrie-Untersuchungen des Institutes für Wildtierforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover an Schwarzwild im Raum Knesebeck. Wohl wissend, dass die Gelder für solche Vorhaben nur spärlich fließen, sind gemeinsame Projekte erwünscht. Daraus sollen mit allen Beteiligten gemeinsam Jagdkonzepte erarbeitet und praktisch umgesetzt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen von der AWW veröffentlicht und damit einem breiten Kreis von Interessierten zugänglich gemacht werden. Es ist außerdem ausdrücklich gewünscht, dass auch die interessierte nicht jagende Öffentlichkeit informiert wird. Soweit dieses möglich ist, soll auch aktiv Jugendarbeit betrieben werden.

Ihren Mitgliedern will die AWW praxisnahe Unterstützung in den Bereichen Weiterbildung durch Seminare, Fachvorträge und Exkursionen sowie Schießtraining durch regelmäßige Übungsschießen bieten. Die Hundeausbildung wird unabhängig von der Rasse gefördert, z. B. durch Übungstage, das Bereitstellen von Übungsrevieren und Erfahrungsaustausch. Darüber hinaus soll eine Hundeschadenskasse für die Mitglieder gebildet werden.